Feste und Feiern und das damit verbundene Brauchtum sind Ausdruck des kulturellen Lebens einer Gemeinschaft und untrennbar mit jenem verbunden. Sie sind auch Ausdruck ihrer Zeit und sind vom gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Umfeld abhängig.

Greiflet

Der Greiflet eröffnet das Brauchtumsjahr am 6. Januar. Eine Schar lediger Burschen (nur solche dürfen in Sattel traditionsgemäss am Greiflet teilnehmen) marschiert mit Treicheln und Geisseln ausgerüstet und angeführt vom „Bäumliträger“ durchs Dorf und über die Felder. Da und dort wird das „Plöder“ verlesen, eine gereimte Schnitzelbank, in der die Dorfsünden des vergangenen Jahres ausgebracht, die Obrigkeit kritisiert und gesellschaftliche Entwicklungen kommentiert werden. Abschluss bildet der Greiflertanz in einem Restaurant. Der Brauch hat verschiedene Ursprünge. Einerseits den ehemals abergläubischen Trieb, durch Lärm Fruchtbarkeit zu erzeugen, andererseits spielerisch vom Rügerecht Gebrauch zu machen.

Greiflet

 

Agathatag

In Sattel gilt der Agathatag (5. Februar) als Gemeindefeiertag. Dies hat die Gemeindeversammlung ursprünglich wohl aus einem Versprechen im vorletzten und im letzten Jahrhundert mehrmals bestätigt. Wie überall in der Gegend kennt man die Agatha-Ringli, ein Weissbrotgebäck in Ringform, das aus gesegnetem Mehl hergestellt wird. St. Agatha wird von den Feuerwehren als Schutzpatronin verehrt. Es findet jeweils ein spezieller Feuerwehrgottesdienst statt.


Fasnacht

Schmutziger Donnerstag, Güdelmontag und Güdeldienstag, diese altüberlieferten Begriffe bezeichnen die Fasnachtstage und damit einen der farbigsten und vielfältigsten Bräuche in unserer Gegend. Zwar wird immer wieder der heidnische Ursprung der Fasnacht hervorgestrichen, tatsache ist aber, dass die meisten Fasnachtsfiguren, die Kleider und Masken ihren Ursprung im 19. Jahrhundert haben. Sattel kennt eine ausgeprägte Form der Strassenfasnacht, wo eine Rott, begleitet von Tambouren, nüsselnd durch die Strassen von Wirtschaft zu Wirtschaft zieht. Begleitet wird die Rott von den Kindern, die mit ihrem „sind so guet Maschgrad“ um Orangen und Süssigkeiten betteln. Neben zahlreichen Fantasiekostümen, fallen die traditionellen Kostüme Blätz, Bajazzo, Hudi, alter Herr, Tiroler und Zigeunermädchen auf. Der Schmutzige Donnerstag wird in Sattel übrigens eine Woche früher gefeiert als andernorts.

Fasnacht

 

Fastenzeit-Chlefelizeit

Der lärmigen Fasnacht folgt die besinnliche Fastenzeit. Statt des hellen Schellengeläutes des Blätz dominiert das Klappern der „Chlefeli“. Auf dem Schulweg und in der Pause üben sich die Schulkinder fleissig im „Chlefele“. Chlefeli sind zwei Hartholzbrettchen, die zwischen Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger geklemmt und durch rhythmische Hand- und Armbewegungen so in Bewegung gebracht werden, dass sie ähnlich tönen wie Castagnetten. Chlefeli werden auch häufig als Rhythmusinstrumente in der Ländlermusik gebraucht.


Sattler Märcht

Nachweislich seit 1886 wird in Sattel im Herbst (Dienstag nach drittem Oktobersonntag) ein Vieh- und Warenmarkt von regionaler Ausstrahlung durchgeführt. Neben einer ansehnlichen Viehauffuhr beherrschen Marktstände, Marktbeizli und Landmaschinen die Szene. Für Alt und Jung ist der Sattler Märcht ein wichtiges Ereignis im Jahreslauf und eine willkommene Gelegenheit für Kontakte. Natürlich findet am Abend in den Restaurants ein Tanz statt. Märchtchrapfe (Gebäck) und Hafächabis (Eintopfgericht aus Kabis und Fleisch) gelten als Marktspezialitäten.

Sattler Märcht

 

Morgarten Schlachtjahrzeit

Am 15. November findet die traditionelle Schlachtjahrzeit zum Gedenken an die Gefallenen der Schlacht am Morgarten vom 15. November 1315 statt. Ein Festzug mit Prominenz aus Politik und Militär, Vereinsvertretern, Schulkindern, Musikkorps und historischen Gruppen marschiert vom Dorf zum Schlachtgelände, wo ein Gedenkgottesdienst stattfindet. Eine politisch Rede rundet die Feier ab. Parallel dazu findet im benachbarten Weiler Morgarten beim Morgarten-Denkmal auf Zuger Boden das berühmte Morgartenschiessen (300 m) statt. Auf Schwyzer Boden messen sich die Pistolen-Schützen (50 m).

Morgartenfeier

 

Chlausziit

Anfangs Dezember wirds dann still. St. Nikolaus ist unterwegs. Da und dort „schleukt“ der Klaus schon vor dem 6. Dezember, vor allem dann, wenn die Kinder folgsam sind. Neben dem Chlaus, der um den 6. Dezember die Kinder daheim besucht, hat sich in Sattel mit dem „Zuger Chlaus“ ein eigenständiger Brauch herausgebildet. Eine Gruppe der SAC Sektion Rossberg besucht Ende November die Kinder in der Mehrzweckhalle, lässt sich Musik und Gedichte vortragen und beschenkt die anwesenden Kinder. Der Brauch geht auf die Zeit um 1930 zurück, als der SAC Rossberg die Liegenschaft Bärenfang am Hochstuckli zum Bau einer Clubhütte erwarb und mit der teilweise bitteren Armut in den Bergbauernbetrieben der Gegend konfrontiert wurde.

Zuger Chlaus